World Open Innovation Conference 2017
Was sind die Herausforderungen? Wohin steuern wir? – Austausch von Forschung und Praxis
Die World Open Innovation Conference ist die weltweit führende Konferenz für Open Innovation-Ansätze. Teilnehmer aus Industrie, Forschung und Politik trafen sich vom 14. bis 15. Dezember 2017 in San Francisco, um sich über Strategien und Politik für Open Innovation auszutauschen.
Henry Chesbrough, Konferenzleiter und Begründer des Open-Innovation-Konzepts, betont, dass in verteilten Innovationsprozessen, bei denen Wissensflüsse über die Grenzen von Organisationen gesteuert werden, bereits ausreichend nützliches Wissen vorhanden sei. Entscheidend sei es dabei, dieses Wissen zu bewegen und in Gang zu bringen. Dafür bot die WOIC eine gute Gelegenheit. Unternehmerische Entscheidungsträger präsentierten in Praxis-Sessions aktuelle Herausforderungen mittels kurzer Präsentationen. Die interdisziplinären Konferenzteilnehmer erlangten so nicht nur Einblicke über die Problemfelder, sondern beteiligten sich in moderierten Gruppen aktiv an der Lösungsfindung für die präsentierten Herausforderungen.
Chesbrough weißt weiter auf die zunehmende Bedeutung des Themas »Künstliche Intelligenz« hin. Auch Keynote Speaker David Teece, Direktor des Instituts für Management, Innovation und Organisation an der University of California, Berkeley, bestätigte, dass Maschinen eine immer bedeutendere Rolle für Innovationen einnehmen. Wortwörtlich lautete seine Empfehlung, „man solle dahin gehen, wo Innovationen stattfinden“, denn die Quellen von Innovationen, smarter Menschen, Ressourcen und Künstlicher Intelligenz seien verteilt. Teece betonte ferner, die „dynamischen Fähigkeiten von Unternehmen“ seien „Dienstmädchen des Open Innovation-Ansatzes“. Zunächst ginge es darum, nach Chancen für Innovation zu suchen (sensing) und sich einen Zugang dahin zu verschaffen (seizing). Das Ergreifen dieser Innovationschancen erfordere weiterhin die Transformation (transforming) der eigenen Organisationsroutinen. Dieser Transformationsprozess beinhalte zunehmend rechenintensive Komponenten. Die Herausforderung bestünde darin, organisatorische Prozesse und Künstliche Intelligenz miteinander zu verknüpfen und die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine zu verstehen und zu gestalten. Im Zuge der digitalen Konvergenz sollte Open Innovation auf die Gestaltung von Regeln für Management und Politik fokussieren.
„Digitale Technologien gestalten jede Industrie neu“, fasste Bill Ruh, CEO der GE Digital, zusammen. „Künftig werden keine Autos mehr verkauft, sondern Ergebnisse“. Ruh spielte darauf an, dass die Digitalisierung nicht nur Produkte transformiert, sondern gesamte Ökosysteme ringsherum. Vorreiter wie das Dienstleistungsunternehmen Uber, Apple oder AirBnB demonstrieren eindrucksvoll, dass Wirtschaftsgüter im Vergleich zu Erfahrungen und den entsprechenden Ökosystemen dramatisch an Wert verlieren. So besäße weder Uber eigene Taxis noch AirBnB eigene Unterkünfte. Zukünftige Gewinner seien deshalb diejenigen, denen es gelingt, Datenströme und Einsichten ihrer Kunden am besten zu verwalten.
Organisationen benötigen dabei eine vernünftige Daten-Strategie. Der Wettbewerb um den Zugang zu Daten werde Ruh zufolge in den nächsten Jahren ausgefochten. Daten sollten daher als Währung betrachtet werden. Noch sind Unternehmen und Konsumenten nicht sorgsam genug, wem sie in welchem Umfang ihre Daten bereitstellen. Ruh warnte davor, jemandem ohne Ausgleichswert seine Daten zur Verfügung zu stellen. Auch hierfür werden dringend weitergehende Regeln für Datenschutz und -sicherheit sowie für den Umgang mit den Daten benötigt.
Dr. Reinhold Pabst, Projektleiter für Innovationsforschung in der Forschungsallianz 3Dsensation, präsentierte Open Innovation-Praktiken von KMU in Deutschland auf Basis einer qualitativen Befragung und verdeutlichte die Rolle von Digitalen Technologien in offenen Innovationsprozessen.
Abhängig von den Kollaborationspartnern und Kommunikationszielen wurden dabei gemeinsam zugängliche Digitale Technologien verwendet. Weiterhin wurde deutlich, dass Organisationen massiv in die Entwicklung der „digitalen Fähigkeiten“ ihrer Mitarbeiter investieren müssen, um deren Potenziale vollumfänglich nutzen können. Weiterhin zeigte sich, dass trotz Einsatzes digitaler Technologie, regelmäßige persönliche Treffen unumgänglich erscheinen, um die motivierte Zusammenarbeit am Laufen zu halten.
Tom Kalil, Berater für Innovationspolitik des Weißen Hauses, forderte, dass sich Regierungen stärker an Open Innovation-Prozessen beteiligen. Mit sogenannten „Innovation Challenges“ - also herausfordernden, aber erreichbaren Zielen - soll strukturpolitisch mit den „richtigen Investments“ die „richtige Umwelt“ geschaffen werden. Als Beispiel dafür nannte er die proklamierte Mondlandung des Präsidenten John F. Kennedy im Jahr 1961: „Ich möchte, dass bis zum Ende des Jahrzehnts Menschen auf dem Mond landen und sicher zurückkehren“. Ziel für Regierungen sei es, solche „moonshots“ zu identifizieren, die in ihrem Einflussgebiet gelöst werden können. Die klare Zielstellung motiviere die an der Zielerreichung beteiligten Personen. Hausaufgabe sei es, den „moonshoot“ einer Organisation zu identifizieren und zu bestimmen, welche konkrete Rolle man darin einnehmen möchte.